Über das Unsagbare sprechen

Zum 8o. Mal jährte sich heute die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. In der Schule wurde das für alle Schülerinnen und Schüler durch die auf Halbmast wehenden Flaggen sichtbar.

Im Unterricht versuchten wir Kolleginnen und Kollegen darin zu bestärken, dies zum Anlass zu nehmen, um über die NS Zeit und den Holocaust zu sprechen. Dabei gab es Unterstützungsmaterial sowie Veranstaltungen des Landtags im Stream, die den Rahmen des Tages ergänzen konnten. Auch Kinos und andere Kulturorte boten Veranstaltungen, die an den Holocaust oder das Ende des 2. Weltkriegs erinnerten.

Ich hatte mich dazu entschieden, in meinen Oberstufenstunden das Gespräch zu suchen und Fragestunden zu ermöglichen. Diese Stunden setzen eine gewisse fachliche Sicherheit voraus, ermöglichen aus meiner Sicht aber eine große Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler tatsächlich zu erreichen, da ihre Fragen und Anliegen adressiert werden.

Wir sind in der Diskussion besonders auf die NS Ideologie eingegangen, haben über Konzentrationslager und den Unterschied zwischen Arbeits- und Vernichtungslager gesprochen. Besonders wichtig ist mir in solchen Stunden eine Atmosphäre, in der alle das Gefühl haben, Fragen stellen zu können. Das gelingt je nach den Dynamiken im Kurs mal besser und mal schlechter. Anonym Fragen auf Zettel zu schreiben kann hierbei eine Möglichkeit sein, Scham zu überwinden, bei diesem Thema greife ich auf dieses Mittel aber fast nie zu. 

Am Ende der Stunde habe ich mich darum bemüht den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass es in diesen Stunden und an solchen Tagen nicht darum geht, Schuld zu entwickeln. Keiner der Anwesenden war bei den Ereignissen dabei und trägt irgendeine Form von Schuld. Gleichwohl besteht in allen Generationen die Verantwortung, dass derartige Verbrechen nie wieder geschehen dürfen. 

Hier lässt sich nun vortrefflich über aktuelle politische Geschehnisse diskutieren oder die eigene Verantwortung in den Blick nehmen. Wo sehen wir konkret besorgniserregende Trends in der Gegenwart? Wie kann sich jeder Einzelne auch im allerkleinsten Rahmen dafür einsetzen, dass Derartiges nie wieder geschieht? Hier setzt eine Erinnerungskultur an, die Geschichte nicht nur verstehen sondern auch aus ihr lernen möchte.

 

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