modulare Schule

In den letzten Jahren habe ich einige Ideen für eine Schulentwicklung gesammelt und für mich strukturiert, die ich hier zur Diskussion stellen möchte. Zahlreiche Ideen, die eingeflossen sind, wurden schon an anderer Stelle formuliert und sind hier eingeflossen.

Folgende Prinzipien leiten diese Gedanken:
– Individuelle Förderung muss in die Schulstruktur integriert werden. Die Förderung jeder Einzelnen und jedes Einzelnen darf nicht trotz sondern sie muss aufgrund schulischer Strukturen stattfinden.

– Der Schulweg wird angepasst an das individuelle Lerntempo und in höheren Stufen auch an individuelle Bildungsziele.

– Das Wiederholen ganzer Lernjahre entfällt. Stattdessen werden einzelne Lerninhalte oder Methode wiederholt, wenn das Lernziel nicht erreicht wird.

– Lerninhalte und Methoden werden in Modulen vermittelt. 

– Durch ein modularisiertes Schulsystem können Vorteile analogen und digitalen Unterrichts genutzt und Personalressourcen angemessen verteilt werden.

– In einem großen Maßstab gedacht könnten Studiengänge und Ausbildungswege gezielt Module abfragen anstatt Durchschnittsnoten traditioneller Abschlüsse als Grundlage anzusehen.

Verbindung zu Bildungswegen nach der Schulzeit:
Ein modularisiertes Schulsystem gibt uns die Chance darüber zu debattieren, was genau im 21. Jahrhundert Bildung leisten soll und was unter „Allgemeinbildung“ zu verstehen ist.

Welche Methoden und welche Inhalte müssen alle Schülerinnen und Schüler kennen, die die Schule verlassen?
Wenn wir einen solchen Mindestanspruch an Bildung definiert haben, müssen wir dafür sorgen, dass alle SchülerInnen diesen erreichen. Anstatt dafür zu sorgen, dass eine Mindestzeit absolviert wird, die zu viele funktionale Analphabeten und Schulabbbrecher hervorbringt, müssen wir sicherstellen, dass alle Kinder ein Mindestniveau erreichen, unabhängig davon, wie lang dies dauert.

Welche Bildungsvoraussetzungen braucht es?

Die Organisation eines Bildungswesens in Modulen bietet die Chance zu definieren, welche Voraussetzungen eine Ausbildung oder ein Studium tatsächlich benötigt. Dabei sind verschiedene Formen denkbar. Zunächst könnten Studiengänge und Ausbildungsberufe klären, welche Module Schülerinnen und Schüler besucht haben müssen, um eine Ausbildung und ein Studium beginnen zu können. Dies stellt einerseits eine Abkehr vom NC dar, der dann durch eine viel gezieltere Auswahl an zum weiteren Bildungsweg passenden Inhalten und Methoden ersetzt werden könnte. Dabei ließe sich noch abwägen und diskutieren, ob eine Unterscheidung in „bestanden“ und „nicht bestanden“ oder eine (wie auch immer dargestellte) Notenskala nötig ist, um geeignete BewerberInnen einordnen zu können.

 

Spitzenförderung:
Ein modularisiertes System kann echte Spitzenförderung an allen Schulen ermöglichen. Zum einen können Schülerinnen und Schüler einfacher für Sport, Musik o.ä. freigestellt werden, wenn bestimmte Module oder Prüfungen digital absolviert werden können. So könnte etwa jedes Land oder der Bund digitale Angebote für Module einrichten. Spitzensportler, -musiker etc., die für Auftritte, Wettkämpfe etc. vielfach unterwegs sind, können diese Angebote wahrnehmen, während sie unterwegs sind. Auch eine Verlängerung der Schulzeit und eine Reduzierung der Module ist ohne Probleme möglich.

Schülerinnen und Schüler, die ein großes Talent in Sprachen, Naturwissenschaften, in technischen Berufen etc. aufweisen, können in einem modularisierten System schon während ihrer Schulzeit erste Schritte im nächsten Bildungsgang absolvieren. Während also einzelne Module in der Schule absolviert werden, können besondere Talente (und hier werden schulische Module zur Gänze sicher schon vor dem Abschluss anderer Module erreicht) erste Ausbildung- oder Universitäre Module absolvieren, während sie andere Module noch an der Schule besuchen.

Was muss Schule leisten?
Schule im 21. Jahrhundert muss aus meiner Sicht (neben vielen anderen wichtigen Zielen) zwei Dinge leisten: Spaß am Lernen und die Fähigkeit zu lernen. 

Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Kinder und Jugendliche müssen einen Spaß am Lernen entwickeln, der sie durch ihr gesamtes Leben tragen kann. Es wird eine konstante in ansonsten immer unstetigen Berufs- und Sozialbiografien sein, dass wir alle immer weiter lernen müssen. Nichts könnte in einer Wissensgesellschaft fataler sein als ein Schulsystem, das den Kindern und Jugendlichen die Lust am Lernen austreibt. Um eine lebenslange Lust am Lernen entwickeln zu können brauchen wir alle die Fähigkeit zu lernen. Beides – die Lust und die Fähigkeit – werden an bestimmten Gegenständen trainiert und geübt, die in der Regel aber austauschbar sind, da sie exemplarisch funktionieren. 

Ein modulares Bildungssystem kann beidem Rechnung tragen. Exemplarisch können sowohl Inhalte als auch Methoden geübt und vertieft werden. Auch können Schülerinnen und Schüler viel stärkere Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, indem sie über das Tempo und die Inhalte ihres Bildungswegs aktiv mitentscheiden. 

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