Blogparade Lehrergesundheit

Der heutige Blogbeitrag entstammt thematisch der Blogparade zum Thema Lehrergesundheit.

Einerseits beschäftigt mich das Thema natürlich und auch in verantwortlicher Position, andererseits empfand ich das Thema schon oft als seltsam, da es einen Zuschnitt auf eine Berufsgruppe – selbst innerhalb einer Schulgemeinschaft hat.

Sollten wir innerhalb des Bildungssystems den Fokus auf die Gesundheit legen, dann doch bitte auf alle Beteiligten. 

Betrachten wir das Thema – wie es unter dem Schlagwort der Lehrergesundheit häufig getan wird – unter dem Blickwinkel der gesunden Belastungssteuerung, dann sollte dies für alle gelten.

Wir sollten uns dann zum Beispiel fragen und miteinander in einen Dialog kommen, was die Schulgemeinschaft tun kann, um den anstrengenden Job der Reinigungskräfte und Hausmeister etwas einfacher zu gestalten.

  • Vielleicht können Reinigungsdienste für Flure, Räume und den Hof helfen?
  • Gibt es Mülldienste?
  • Stellen wir die Stühle hoch, wenn Böden gereinigt werden?
  • Kennen wir die Reinigungskräfte und Hausmeister und können sie grüßen oder uns bei ihnen bedanken?
  • Gibt es Meldesysteme bei Problemen, die niemanden überfordern, sondern Probleme effizient lösbar machen.
  • U.v.m.

Wir können uns fragen, ob die Belastung für Schülerinnen und Schüler derart gestaltet ist, dass sie eine Chance haben, ihre Schulzeit zufrieden und mit Freude am Lernen zu bestreiten.

  • Koordiniert das Kollegium Tests und größere Arbeiten so, dass nicht zu viele Belastungen gleichzeitig erfolgen?
  • Haben kranke Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, den Unterrichtsstoff in einer angemessenen Zeit nachzuholen oder sind sie darin sich selbst überlassen?
  • Gibt es wirksame Instrumente der Inklusion?
  • Werden methodisch alle Schülerinnen und Schüler so geschult, dass eine Chancengleichheit herrscht?
  • Gibt es ein gesundes Verhältnis zwischen Belastung, Entspannung und Bewegung am Tag und im Wochenrhythmus?
  • Ist das Essen in der Schule gesund und bezahlbar?

Wie können wir Familien entlasten?

  • Wie hoch ist die Belastung durch Hausaufgaben und Prüfungen für Eltern?
  • Sind die finanziellen Anforderungen der Schule auch bei mehreren Kindern stemmbar?
  • Gibt es Prozesse zur Begleitung von Familien in schwierigen Situationen?

Ich klammere hier bewusst das Kollegium und die Schulleitung aus und habe mit diesen Fragen sicher nur Teilaspekte berührt, will aber einen Punkt klarmachen. Die Frage der Lehrergesundheit ist nur dann ausgewogen und fair, wenn sie zugleich alle anderen Gruppen in den Blick nimmt. Über die pädagogische Auslegung der Gesetze und Verordnungen sind es nämlich gerade die Kollegien, die im täglichen Handeln unglaublich viele Optionen zur Verbesserung der Gesundheit aller Gruppen in der Hand haben.

Ein weiterer Aspekt sei hier genannt: 

Zur Gesundheit gehört auch Resilienz. Die Fähigkeit, eine Widerstandskraft gegenüber gesundem Stress aufzubauen gehört zu einem erfolgreichen Leben – privat wie beruflich. Hier müssen Kinder Mechanismen erlernen, um als Erwachsene mit Verantwortung und Stress umgehen zu können. Dies kann nicht funktionieren, wenn jeder Stress, jede Ungerechtigkeit und jede Verantwortung von ihnen ferngehalten oder von anderen gelöst wird. Gesund und resilient erwachsen zu werden bedeutet auch immer wieder sich Situationen auszusetzen, in denen man gefordert ist und in denen man wachsen kann (und manchmal über sich hinauswachsen muss). Da auch dieser Prozess nie endet, gilt dies auch für alle anderen Mitglieder der Schulgemeinschaft.

Die Verantwortung der Erwachsenen gegenüber den Kindern und der Vorgesetzten gegenüber den Kollegien besteht darin zu erkennen, ob und wie Belastungen so verteilt sind, dass diese uns in gesundem Maße fordern. Im besten Falle führt dies dazu, dass wir mit der Zeit belastbarer werden.

Zufriedenheit entsteht aus meiner Sicht nicht daraus, dass wir keine Belastungen mehr spüren, sondern dass wir stark und selbstbewusst mit diesen umgehen können.

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