Stellen sie sich eine Zukunft vor, in der es keine Armut, keinen Hunger, keine Not und kein Leiden gibt. Materielle Bedürfnisse gehören ebenso der Vergangenheit an wie körperliche Leiden.
Wer etwas möchte bekommt es – egal was. Wer leidet, dem wird geholfen – sofort und in jeder Beziehung.
Eine Gesellschaft der völligen Gleichberechtigung, Sorglosigkeit und Freude. Mit anderen Worten: die schönste Version des gesellschaftlichen Paradieses, die sie sich vorstellen können.
Was würden sie in einer solchen Gesellschaft mit ihrem Leben anfangen? Welche Ziele könnten sie sich setzen, wenn ihre Zeit und ihre Kraft nicht dadurch gebunden wäre, für ihr Überleben, ihren Wohlstand oder ihre Zukunft (bzw. der ihrer Familie) sorgen zu müssen?
Jede Erfindung, die unser Leben erleichterte, mit Luxus füllte, Arbeit abnahm und unser Wohlbefinden zu steigern vermochte, war ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Erfüllung dieses Traumes, der sich in göttlichen und jenseitigen Geschichten bereits im Altertum etablierte.
Auf dem Weg in eine utopisch-paradiesische Zukunft ging die Menschheit in den vergangenen tausenden Jahren kleine Schritte ohne genau zu wissen, in welcher Richtung das erhoffte Ziel zu finden sei. Seit der ersten Industrialisierung nimmt das Tempo zu. Es scheint als würden wir einem Läufer zusehen, der vom Gehen, über einen leichten Trab in einen Lauf verfällt, der immer mehr zum Sprint übergeht.
Die Zunahme des Tempos in den letzten Jahrzehnten war exponentiell. Noch nie in der Geschichte der Menschheit haben mehr Menschen Zugang zu Bildung, Gesundheit und Nahrung gehabt als heute. Nicht das unsere Welt perfekt wäre – im Gegenteil, wie sind weit davon entfernt. Doch das Tempo, in welchem wir der von uns erhofften Zukunft entgegenstreben, ist gestiegen und steigert sich weiter in atemberaubender Weise.
Der Luxus nicht arbeiten zu müssen und ein vergleichsweise sorgenfreies Leben führen zu können, wurde und wird immer auf dem Rücken anderer Menschen realisiert und wird bis heute auch in zunehmendem Maße zu Lasten der natürlichen Ressourcen ausgestaltet. Die voranschreitende technische Entwicklung beinhaltet die Erwartung, dass auch diese Probleme eines Tages der Vergangenheit angehören könnten.
Die Digitalisierung und Technisierung unserer Welt und Gesellschaft sind daher ein Versprechen. Sie versprechen uns, in Anlehnung an alte Menschheitsträume, die Erfüllung paradiesischer Träume und utopischer Fantasien von einer besseren Welt für alle Menschen. In dieser Hoffnung und diesem Versprechen folgend bewegen wir uns in großen Schritten auf ein Ziel zu, dessen Erreichen nicht garantiert ist und niemals garantiert werden kann.
Persönlich stellt sich aber dennoch die Frage: Während wir in der Geschichte immer danach strebten dem Ideal persönlicher Freiheit und relativer Sorglosigkeit besonders nahe zu kommen und für die Realisierung eines für Individuen angenehmen Lebens arbeiteten – wofür werden wir leben und arbeiten – wonach werden wir streben und wovon träumen, wenn das Versprechen sich tatsächlich eines Tages erfüllen sollte?
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