„Zum weisen Sokrates kam einer und sagte: „Höre, Sokrates, das muß ich dir erzählen!“
„Halte ein!“ unterbracht ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebegesiebt?“
„Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung.
„Ja, guter Freund! Laß sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe hindurchgeht:
Das erste ist die Wahrheit. – Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es jemanden erzählen und…“
„So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. –
Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, gut?“
Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“
„Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so laßt uns auch das dritte Sieb noch anwenden.
Ist es notwendig, daß du mir das erzählst?“
„Notwendig nun gerade nicht …“
„Also”, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist,
so laß es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
Es ist mir nicht gelungen eine vernünftige Quelle für diesen Abschnitt zu finden. Es scheint unklar zu sein, ob dieser Text tatsächlich auf Platon zurückgeht. Vielmehr handelt es sich wohl um eine Version bestimmter Gedanken der Apologie des Sokrates. Hinzu kommt, dass es ähnliche Ausführungen auch im Kontext eines persischen Denkers des Mittelalters gibt. In dieser Version der Geschichte handelt es sich um drei Tore.
In jedem Fall gibt es drei Kriterien, welche dazu dienen sollen, Kommunikation zu verbessern: Wahrheit, Güte und Notwendigkeit.
Im schulischen Kontext habe ich diese Geschichte vor einiger Zeit bereits in einigen Jahrgangsstufen verwendet und dann etwas einschlafen lassen.
Der erste Kontext ist der Umgang miteinander:
Schülerinnen und Schüler können die drei Siebe prima in ihrer eigenen Kommunikation anwenden. Sie sollten sich fragen, ob das was sie erzählen wahr ist (haben sie es selbst gesehen, lässt sich überprüfen, ob es stimmt, handelt es sich nur um Gerüchte…). Sie sollten sich im Anschluss fragen, ob es sich um etwas Gutes handelt (das schließt im Grunde jede Form des Lästerns aus) und im Abschluss, ob es wichtig ist bzw. sich bewusst machen, welchem Zweck es dient, dies zu erzählen.
Der zweite Kontext ist die Kommunikation im Netz:
Auch hier lässt sich immer fragen und die Schüler sollten lernen dies zu tun: Ist das was ich lesen wahr und wie kann ich den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte überprüfen? Handelt es sich um etwas Gutes im Sinne, dass es die Welt zu einem besseren Ort macht, diesen Umstand zu berichten? Ist es notwendig davon zu berichten bzw. wer profitiert von der Veröffentlichung?
Ich finde diesen Kontext schwieriger, da auch diejenigen, die Fakenews verbreiten sich zu einem gewissen Teil auf die drei Siebe stützen werden. Sie begreifen Wahrheit nämlich nicht immer im Sinne einer wörtlich zu nehmenden Institution der Wahrhaftigkeit. Wahrheiten sind hier eher perspektivabhängig und Lügen, die einer „höheren Wahrheit“ dienen, werden in Kauf genommen, um dem größeren Ziel zu dienen. Lässt sich das von Schülern mit Hilfe der drei Siebe durchschauen oder überprüfen? Ich bezweifle es, da das Netz hier zu komplex ist und eine Überprüfung der Fakten schwierig ist bzw. Güte und Notwendigkeit vom Standpunkt abhängen. Als eine Perspektive zur Recherche, die neben anderen Kriterien steht, sind die drei Siebe aber auch hier noch anwendbar.
Die Geschichte der drei Kriterien – Wahrheit, Güte und Notwendigkeit – bietet einen interessanten Ansatz, um Kommunikation sowohl im schulischen als auch im digitalen Kontext zu verbessern. Es ist faszinierend, wie diese Ideen sowohl auf Sokrates als auch auf persische Denker zurückgeführt werden können. Die Anwendung dieser Prinzipien im Netz ist besonders relevant, da sie helfen kann, Fakenews zu erkennen und kritisch zu hinterfragen. Allerdings bleibt die Frage, wie effektiv diese Kriterien in einer Welt sind, in der Wahrheit oft subjektiv interpretiert wird. Was denkst du, wie man diese Kriterien am besten in der digitalen Kommunikation umsetzen kann?
Interessanter Text über die drei Siebe der Kommunikation! Es ist faszinierend zu sehen, wie Sokrates‘ Prinzipien noch heute Anwendung finden. Besonders im schulischen Kontext können diese Kriterien die Kommunikation der Schüler deutlich verbessern. Die Anwendung im Netz ist jedoch komplexer, da die Definition von Wahrheit oft subjektiv ist. Wie könnte man die drei Siebe effektiver in der digitalen Welt umsetzen?