Geduld gefragt

Wer Schulentwicklung voranbringen möchte, braucht u.a. eine Vision, Unterstützung und viel Geduld.

Ohne ein Ziel ist Entwicklung kaum möglich. Dabei müssen stets alle relevanten Personen und Gremien mitgenommen werden, wenn eine Umsetzung kein Strohfeuer bleiben sondern eine nachhaltige Veränderung einleiten soll. Dabei braucht es einen langen Atem, den ich an einigen Beispielen skizzieren will.

Beispiel 1: Digitalpakt

Mitte 2019 wurde der Digitalpakt für Schulen angekündigt.
Unser Kreis entschied sich dazu, die technischen Bedürfnisse aller Schulen abzufragen, zu bündeln und in einem Antrag einzureichen.
Ein unglaublicher Aufwand, der beinhaltete, dass alle Räume aller Schulen in den Blick genommen und Bedürfnisse ermittelt wurden. Dieser Prozess zog sich über mehrere Monate. Im Anschluss wurden diese Informationen in einem Antrag gebündelt und eingereicht. Die Bewilligung des Antrags dauerte weitere Monate. Der nächste Schritt nach der Genehmigung stellte die Lieferung der Geräte – in diesem Fall Beamer und digitale Tafeln – dar. Diese wurden zunächst eingelagert. Danach wurde die Montage der Geräte beauftragt. An unserer Schule fand diese nun statt – über 4 Jahre nachdem der Digitalpakt angekündigt wurde.

Beispiel 2: offene Lernräume

Ein Schulgebäude unserer Schule verfügt dankbarerweise über breite Flure und Nischen, die als offene Lernlandschaften genutzt werden können. Von der Idee solche Sitzgelegenheiten zu schaffen bis zur Installation vergehen oft Jahre. Zunächst müssen die schulischen Gremien überzeugt werden, danach muss – im besten Fall gleichzeitig – die Finanzierung geklärt und der Brandschutz sichergestellt werden. Da Haushaltsplanungen jährlich erfolgen und zentrale Personen in Fragen des Brandschutzes manchmal schwierig zu erreichen sind, können sich beide Punkte ziehen und erfordern Geduld.

Von der Idee bis zur finalen Umsetzung in diesem Gebäude werden es auch deswegen mehrere Jahre sein, da die Kosten für festinstallierte feuerfeste Möbel im Flurbereich riesig sind. Neidisch habe ich in der Zwischenzeit auf Flughäfen, Banken oder andere Gebäude geblickt, in denen Sitzlandschaften in (scheinbaren) Fluchtwegen großzügig, schön und funktional ausgestattet sind. Wie gern würde ich eine Schule innenarchitektonisch komplett anders gestalten und hierbei auf die Expertise von Menschen zurückgreifen, deren Spezialgebiet es ist, dafür zu sorgen, dass Menschen sich an öffentlichen und hoch frequentierten Plätzen wohl fühlen.

Beispiel 3: Hausmeisterhaus

Auf dem Gelände unserer Schule befindet sich ein Haus, das ursprünglich vom Hausmeister bewohnt wurde. Diese Nutzung ist nicht mehr zeitgemäß und somit steht das Haus inzwischen leer. Eine schulische Nutzung ist absolut sinnvoll und wir haben zahlreiche Ideen. Allerdings braucht es eine Umwidmung, um das Gebäude nicht mehr als Wohnhaus sondern als Arbeitsplatz nutzen zu können. Dafür braucht es einen Bauantrag (auch wenn baulich nichts verändert wird) und ja nach Grundbucheintrag neben dem Kreis auch die Zustimmung der Gemeinde inklusive aller entsprechenden Gremien. Das ist gut und richtig, damit die neue Nutzung genehmigt und abgesichert ist, dauert aber lang.

Diese drei Beispiele sind nur ein Auszug, wie im schulischen Kontext Regeln und Rahmenbedingungen schnelle Veränderungen häufig unmöglich machen.
Die Langsamkeit kann frustrieren, sie kann aber – da sie kaum von uns verändert werden kann – auch als Chance begriffen werden:
Eine Idee, die es nicht schafft, die Hürde dieser Langatmigkeit anzugehen und zu überwinden, hat es vielleicht auch nicht verdient, Steuergelder und schulische Ressourcen zu binden.
Die Kunst besteht darin, Motivation aufrecht zu erhalten und neben langatmigen Prozessen auch schnellere Stellschrauben zu erkennen, um Schulentwicklung auf vielen – auch zeitlichen – Ebenen zu ermöglichen.


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