Zwei Filme zum Thema Zeit

Das Thema Zeit ist im Ethik- aber auch im Philosophieunterricht ein spannendes und tolles Thema, da es gleichzeitig abstrakt und konkret sein kann. Jeder Mensch spürt es und zugleich ist es unglaublich schwer zu fassen. Neben der alleinigen Behandlung im Philosophie- oder Ethikunterricht bietet sich das Thema aber auch für fächerübergreifenden Unterricht an. So liegt natürlich eine Kooperation mit Physik nahe. 

Neben guten Gedankenexperimenten (auch an der Schnittstelle zur Physik) oder Verweisen auf die Wissenschaftsgeschichte und damit auf unterschiedliche Vorstellungen von Zeit, können Spielfilme ebenso ein spannender Einstieg in das Thema sein, zumal die hier vorgestellten Filme eigentlich nur am Rande mit dem Zeit Zeit in Zusammenhang stehen. Sie bieten daher noch größere Schnittstellen innerhalb des Ethikcurriculums.

Daher möchte ich hier zwei ganz ähnliche Filme kurz vorstellen.

„In Time“ (deutscher Untertitel: Deine Zeit läuft ab) entstand im Jahr 2011. 

Die Grundidee des Films ist, dass der Alterungsprozess aller Menschen im 25. Lebensjahr endet. Anstatt körperlich zu altern sehen alle Menschen die ihnen verbleibende Lebenszeit auf ihrem Unterarm ablaufen. Kommt dieser Countdown bei 0 an, stirbt ein Mensch. In diesem Szenario ist Zeit zur einzigen gültigen Währung geworden. Menschen werden für ihre Arbeit mit (Lebens)Zeit bezahlt und erwerben alle Produkte und Dienstleitungen mit Zeit. Die extreme Ungleichheit der Wohlstandsverteilung in der Gesellschaft spiegelt sich darin, dass Menschen je nach Reichtum an Zeit in unterschiedlichen Zonen leben. Während die einen wortwörtlich um jede Sekunde kämpfen, leben andere praktisch ewig. Vor diesem Hintergrund spielt der Film mit der Idee, an der Grundfesten einer solchen Gesellschaft bzw. deren Ungleichheit zu rütteln.

Auch im Film „Paradise“ (eine deutsche Netflixproduktion aus diesem Jahr) wird Zeit zu einer handelbaren Ware. Zeit selbst ist keine Währung, arme Menschen können aber ihre Lebenszeit an kompatible reiche Menschen verkaufen. Je mehr Zeit sie verkaufen, desto mehr Geld erhalten sie. Die daraus resultierende Alterung oder Verjüngung ist dann für alle sichtbar. Auch hier kämpfen, vom System betrogene Underdogs gegen das moralisch verkommene Establishment.

Beide David-gegen-Goliath Geschichten nutzen also die Zeit als eine Metapher für Fragen nach gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Gerade an der Schnittstelle zwischen einem philosophietheoretischen Thema wie der Zeit und einem sehr praktischen Thema wie Recht und Gerechtigkeit können sie daher eine schöne Brücke bilden. Einerseits um zu rekapitulieren, wie sich unsere Vorstellungen von Zeit verändert haben und andererseits um zu diskutieren, ob Zeit nicht jetzt schon zu einer Art Währung geworden ist, die wir uns lediglich in „Geld übersetzen“.  So lässt sich durchaus berechtigt die Frage stellen, ob die Schuhe die wir tragen und der Urlaub in den wir fahren uns wirklich alle das gleiche kostet, wenn wir doch alle unterschiedlich viel Lebenszeit investieren mussten, um uns dies leisten zu können. Mit solchen Fragestellungen hatte ich in vergangenen Kursen schon sehr spannende Diskussionen und Gespräche über den Wert von Luxus oder Bildung aber auch über persönliche Berufsentscheidungen uvm.


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