Reihenplanung II

 Leitfragen bestimmen die Sichtweise, die wir auf ein philosophisches Themengebiet in der Schule einnehmen können. Sie bilden einen roten Faden und geben in der Planung eine Orientierung:

 

„Gibt es absolut sicheres/unbestreitbares Wissen?“

„Woher haben wir unser Wissen?“ bzw. „Was ist die Quelle unseres Wissens?“

 

Bilden diese beiden Fragen die Basis der Reihe zur Erkenntnistheorie, dann kann und muss sich jeder Baustein mit ihnen befassen oder auf sie beziehen lassen. 

 

Bei der Auswahl konkreter Positionen und der Bildung von Sequenzen treffen allerdings – vor allem im Praktikum und am Beginn des Referendariats – die universitäre und die schulische Wirklichkeit hart aufeinander.

Während viele Universitäten als Ziel eines Philosophiestudiums völlig zu recht den Fokus auf die Tiefe legen, ist für das „Überleben“ im Schulalltag eine Übersicht in der Breite wichtig.

 

Es ist unglaublich bereichernd und Kern philosophischer Kompetenz, sich über Monate in eine Position oder Frage zu vertiefen – zahlreiche Titel von Abschlussarbeiten zeugen davon – da man so exemplarisch lernt, sich mit allen Positionen auseinander zu setzen.

 

Der Sprung in das sprichwörtlich kalte Wasser erfolgt dann, wenn das angehäufte Wissen in der Schule viel zu speziell wird und das Breitenwissen nachgeholt werden muss, um Reihen und Stunden planen zu können. Daher empfehle ich allen Studenten und Praktikanten, bereits während des Studiums Lehrpläne zu lesen und Veranstaltungen zu besuchen, die sich auf diese beziehen und Bücher zu lesen, die Übersichtswissen vermitteln. Dies soll die Spezialisierung nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen.

 

Ich hatte die Idee hier eine Reihe zur Erkenntnistheorie beispielhaft zu planen, um die Prinzipien konkret zu veranschaulichen. Dabei handelt es sich natürlich nur (wie schon im ersten Beitrag erwähnt) um Vorschläge. Die Planung, die ich hier vorstelle kann man gern als konservativ bezeichnen, denn es fehlen neuere Positionen.

Für meine Beispiel-Reihe habe ich  folgende Positionen ausgewählt:

 

  • Platon
  • Aristoteles
  • Descartes
  • Leibniz
  • Locke
  • Hume
  • Berkeley
  • Kant

 

Diese 8 Positionen habe ich gewählt, da ich sie philosophiegeschichtlich für wichtig halte, da sie alle auf die gestellten Fragen Bezug nehmen und da sie lesbar sind bzw. im Rahmen des Unterrichts veranschaulicht werden können.  Die Auswahl der Positionen ist aber immer ein Kompromiss: Zum einen steht mir nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, zum anderen sollten die Schülerinnen und Schüler im Zentrum der Planung stehen.

 

Dieser Punkt ist auch entscheidend, wenn es darum geht zu entscheiden, wie und in welcher Reihenfolge diese Positionen behandelt werden sollen. Fachlich können sie in verschiedene „Schulen“ sortiert werden – Kategorien, welche die Schülerinnen und Schüler in jedem Fall kennen lernen sollten:

 

  1. Rationalisten, welche glauben, dass der Verstand die wichtigste (oder einzige) Erkenntnisquelle ist.
  2. Empiristen, welche glauben, dass die Sinne die wichtigste (oder einzige) Erkenntnisquelle darstellen.
  3. Idealisten, welche sogar die Existenz einer physischen Welt (außerhalb meines Verstandes) in Frage stellen.

 

Wie der genaue Aufbau der Reihe aussehen wird, kann von Lerngruppe zu Lerngruppe variieren. Entscheidend ist, dass die Logik der Reihe mit Rückbezug auf die Lerngruppe begründet werden kann.

Dabei sehe ich verschiedene Strukturen:

 

  1. Chronologisch: Positionen werden in der Reihenfolge ihres Erscheinens behandelt.
  2. Große Blöcke, die nacheinander besprochen werden: Rationalismus und Idealismus werden im Block behandelt.  Erst danach dürfen die Vertreter der Empirismus zu Wort kommen. Es wird gezeigt, wie sich diese Idee entwickelte und immer komplexer wurde.
  3. Gegensätze: Wie in einem Streitgespräch werden abwechselnd verschiedene Positionen vorgestellt.

 

Ich stelle hier eine Mischform vor. 

Zuerst werden die antiken Positionen aufgezeigt, um das Problem auszubreiten und gewissermaßen den Boden zu bereiten. Danach werden Rationalismus, Empirismus und Idealismus präsentiert.

 

In den nächsten Beiträgen wird es spezieller und einzelne Stunden werden stärker in den Fokus rücken.


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