Reihenplanung I: Grundgedanken und rote Fäden

In einem ersten Artikel hatte ich versucht kurz und prägnant darzustellen, wie man von der Idee einer Unterrichtsreihe zu einer Einteilung einzelner Stunden gelangen kann. Solche Übersichten sind Orientierungs- und Planungshilfen, bleiben aber zwangsläufig unkonkret und schwammig.

Wirklich greifbar werden sie erst bei der Füllung mit Inhalten.

Dementsprechend will ich hier eine Idee vorstellen, wie eine Unterrichtsreihe zum Thema „Erkenntnistheorie“ aussehen kann. Die Betonung liegt hier auf dem Wort KANN: Der entscheidende Ankerpunkt für die Frage, wie genau eine Reihe und eine Stunde auszusehen hat, sind immer die Schülerinnen und Schüler. Wenn wir sie wirklich dazu anleiten wollen, das Denken und Urteilen selbst zu üben, dann bestimmen sie das Lern- und Arbeitstempo. 

Natürlich haben die zu behandelnden Philosophen ihre eigene Legitimation, Berechtigung und Bedeutung und werden genau darum ausgewählt. Das Ziel der Gesamtreihe besteht aber nicht darin, über die Ansichten dieser Autoren zu dozieren. Sie dienen uns durch ihre Schriften als Dialogpartner, deren Meinungen und Ansichten im Kontext ihrer Zeit verstanden und vor dem Hintergrund unserer Zeit kritisch reflektiert werden sollen.

Gleichzeitig muss das große Unterrichtsthema – hier also die Erkenntnistheorie – auf wenige Leitfragen reduziert werden, die den Roten Faden der Reihe bilden können. Es geht also nicht darum „mal ein bisschen über ein Thema zu quatschen“. Will Philosophie mehr sein als ein Meinungsportal für alle möglichen unzusammenhängende Themen, sollte sich eine Reihe an einigen Kernfragen orientieren, die es aus unterschiedlichen Perspektiven zu beantworten gilt. 

Solche Fragen könnten für die Erkenntnistheorie lauten:
„Gibt es absolut sicheres/unbestreitbares Wissen?“

„Woher haben wir unser Wissen?“ bzw. „Was ist die Quelle unseres Wissens?“

In der Planung der Unterrichtsreihe ist die Auswahl der Fragen bereits entscheidend. Da wir nicht die Zeit haben alle Fragen der Erkenntnistheorie zu diskutieren, entscheiden die gewählten Fragen darüber, welche Inhalte, Autoren und Konzepte in den nächsten Stunden und Wochen besprochen werden.

Didaktische Reduktion bedeutet hier auszuwählen, welche Philosophen sich mit den gewählten Fragen beschäftigen und für die Schülerinnen und Schüler geeignet erscheinen. Autoren die inhaltlich nicht zur Klasse passen oder andere Probleme besprechen, sollten demzufolge nicht behandelt werden: Auf diese Art und Weise entsteht ein innerer Zusammenhang der Reihe – der berühmte rote Faden, welcher für Klarheit, Orientierung und Transparenz sorgt. 

Der nächste Schritt (in einem der nächsten Beiträge) besteht in der Auswahl der konkreten Positionen, die es zu behandeln gilt und in der Festlegung der Sequenzen. 


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