Oppenheimer – Film

Durch das Buch und den Kinofilm zieht sich das Thema „J. Robert Oppenheimer“ als kleiner roter Faden durch meine Sommerferien. Zum Buch und den für mich besonders faszinierenden Aspekten Oppenheimer habe ich bereits einen Blogbeitrag verfasst. Gestern habe ich den Film endlich im Kino sehen können und nachdem es schon zahlreiche Beiträge gibt, wollte ich meine Gedanken dazu ablegen, um das Thema rund zu machen.

Oppenheimer ist aus vielerlei Gründen ein Film für das Kino:

Die bildgewaltige Aufbereitung ist für das Kino oder wenigstens den großen TV gemacht. Wahnsinn, was hier phasenweise für Bilder erzeugt werden.

Der Sound ist für das Kino gemacht oder für Menschen mit guter Heimkinoanlage, denen ihre Nachbarschaft egal ist. Dass es um die Entwicklung einer gewaltigen Bombe geht (zumindest vordergründig) spiegelt sich in der gewaltigen Optik und dem ebenso gewaltigen Sound, der zwischenzeitlich Kinositze zum Zittern und Wackeln bringt.

Oppenheimer ist ein Film der Darsteller:

Die Entwicklung der Bombe bildet den Hintergrund. Auf drei Zeitebenen geht es in erster Linie um Charaktere und deren Ringen mit sich selbst und den Umständen, in die sie geworfen werden. Hollywood hat viele namhafte Schauspieler aufgeboten, die sich in diesem dreistündigen Epos von starken, verletzlichen, genialen, bösartigen, eifersüchtigen, rachsüchtigen, euphorischen, treuen und untreuen, wütenden und verzweifelten Seiten zeigen können und dies oft großartig (nur manchmal überzeichnet) machen. Der Film ist eine Charakterstudie und eine zeithistorische Aufarbeitung gleich mehrerer Epochen.

Bezug zu Leben (und Biografie):

Für alle, die Oppenheimer nur dem Namen nach oder garnicht kennen und auch mit der Zeit des Kalten Krieges und der McCarthy Ära nicht viel anfangen können, wird der Film sicher spannende Impulse liefern. Wie es aber so oft ist: Mit Hintergrundwissen wird es spannender. Drei Stunden sind eine lange Zeit, aber für ein derartig facettenreiches Leben wie das Oppenheimers natürlich nicht genug. Es ist erstaunlich, wie viele Anspielungen aber in einzelnen Szenen, Sequenzen, Bildern, Nebensätzen und Bemerkungen untergebracht wurden, die denjenigen, die sich in zeit und Biografie ein wenig auskennen eine weitere Facette aufzeigen und einen Anknüpfungspunkt bieten können.

Narrativ:

Jeder Film braucht einen roten Faden auch wenn reale Biografien oft viele Fäden anbieten. Insofern muss ein Drehbuch zwingend eine Deutung vorgeben, die ein zentrales Thema vermittelt. Im Falle des Films ist dies einerseits die Auseinandersetzung Oppenheimers mit Lewis Strauss. Darüber hinaus ist es die Auseinandersetzung Oppenheimers mit sich selbst und seinen Dämonen. Diesen Zuschnitt und damit auch diese zwangsläufige Unterkomplexität (trotz drei Stunden Laufzeit) mag man dem Film verzeihen oder auch nicht. Christopher Nolan hat gerade die Kämpfe Oppenheimers nach innen und außen gewählt und damit eine zerrissene Person mit einem ambivalenten Vermächtnis in einer zerrissenen Zeit porträtiert und er tat dies für eine Zeit extremer Herausforderungen und vielschichtiger Probleme. 

Die bild- und tongewaltige Umsetzung mahnt uns, dass wir Verantwortung für unser Handeln und für unser Wirken haben. Verantwortung lässt sich nicht delegieren und nicht abgeben – sie bedarf immer einer Entscheidung. So endet der Film in einer Reue bzw. in einem Zweifel Oppenheimers deren historischer Kern bezweifelt werden darf – schließlich protestierte er schon gegen ähnliche Tendenzen in einem ihm gewidmeten Theaterstück. Gleichzeitig vertrat er nach der Arbeit am Manhattanprojekt einen Ansatz strikter Abrüstung, Kommunikation und Offenheit, den man als so modern bezeichnen kann, dass er sich nie durchsetzen konnte.

Der Film ist aus meiner Sicht absolut sehenswert. Die schauspielerische Leistung hat mich überzeugt und eine solch ausführliche und anspielungsreiche Umsetzung zu sehen hat wirklich Spaß gemacht. Im Unterricht werde ich den Film aufgrund seiner Länge in der nächsten Zeit allerdings höchstens in Sequenzen einsetzen. Sollte das passieren, erfolgt hier das Update. 


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