Moral und Ethik im Informatikstudium

Im Informatikstudium geht es nicht darum Anwender bestimmter Programme und Systeme zu sein. Wer Informatik studiert möchte nicht darauf angewiesen sein, zu konsumieren und zu nutzen, was andere vorbereitet haben ohne selbst Einfluss nehmen zu können, Probleme zu verstehen und Lösungen entwickeln zu können. Wer Informatik studiert möchte die Sprache der Programm verstehen, lesen, schreiben und damit gestalten können. 

Das Verhältnis zwischen Moral und Ethik ist vergleichbar mit dem Verhältnis zwischen der Fähigkeit ein Computerprogramm zu nutzen und der Fähigkeit den Code des Programms verstehen und hinterfragen zu können. So wie jeder Mensch in der Lage ist moralische Entscheidungen zu treffen ohne mit der “Theorie der Moral” – also der Ethik – vertraut zu sein, so sind viele Menschen auch in der Lage Apps und Programme zu nutzen ohne mit deren theoretischer Grundlage – der Programmiersprache – vertraut zu sein. 

Studiengänge, die sich mit der Entwicklung neuer Technologien auseinandersetzen – man kann neben Informatik auch an Ingenieursstudiengänge, Medizin, Pharmazie oder viele andere denke – bilden junge Experten aus, die in ihren jeweiligen Fachbereichen Zukunftstechnologien gestalten werden. Für diese Informatiker, Ingenieure, Mediziner, etc. reicht es nicht aus lediglich auf der Basis der eigenen Erziehung und Erfahrungen zu urteilen und zu handeln. Wer eine derart große Verantwortung trägt, sollte selbst auf dem Gebiet der moralischen Urteilsbildung geschult sein.

Eine moralphilosophische Grundbildung sollte daher in allen Studiengängen, die zum Ziel haben Programme oder Techniken zu entwickeln, zur Pflicht werden. Dabei ist nicht das Ziel, Antworten zu liefern, welche den Studenten während ihrer Berufslaufbahn begleiten und in allen Situation anwendbar sind.

Entscheidend im immer schnelleren Wandel technologischer Entwicklungen  ist es nicht “Wahrheiten” zu kennen – weswegen es letztlich auch nicht ausreicht sich auf das Fundament der eigenen durch Erziehung geformten moralischen Werte zu berufen – sondern die richtigen Fragen stellen zu können. Dies wird die Basis für zukünftige Entscheidungen sein können.  


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