Warum und wozu sollen digitale Medien im Unterricht thematisiert und mit ihnen gearbeitet werden? Dieser Frage kann man sich auf unterschiedlichen Wegen nähern.
Man kann darauf verweisen, dass mit digitalen Medien Dinge im klassischen Unterricht realisiert werden können, die mit analogen Medien nicht zu verwirklichen wären. Der Begriff des Mehrwerts ist vor allem in der Twitter-Gemeinschaft (zurecht) verbrannt, aber in der Diskussion mit Einsteigern und in Fragen auf Vorträgen zeigt sich, dass diese Dimension die Diskussion noch lange Zeit prägen wird.
Man kann darüber hinaus darauf verweisen, dass digitale Medien eine ganz neue Art des Unterrichtens erzeugen, welche neue Inhalte auf eine neue Art und Weise in den Blick nimmt. Das SAMR Modell veranschaulicht diese Sichtweise.
Jenseits vom Wert digitaler Bildung für die Vermittlung von Inhalten und Methoden ist es aber wichtig zu realisieren, dass digitale Medien und digitale Ethik eine Bedeutung für die Gesellschaft und jeden Einzelnen haben, der Teil dieser Gesellschaft ist.
Wir leben in einer Zeit, in welcher wir wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Prozesse nicht länger beschreiben und durchdringen können, ohne die Kultur der Digitalität zu berücksichtigen. Keine Wahl, kein Trend, kein Debatte und kein Unternehmen können ohne die Digitalisierung hinterfragt und gestaltet werden.
Wenn Schulen jungen Menschen im 21. Jahrhundert gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen wollen, wird es eine zentrale Aufgabe sein, all dies zu thematisieren. Nur auf diese Weise können Schulen weiterhin der Ort sein, an dem gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird. Dies wird umso wichtiger, wenn man begreift, dass Teilhabe bedeutet zu verstehen, zu hinterfragen und zu gestalten. Wer nicht mehr in der Lage ist in dieser Weise an Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik zu partizipieren, wird nur die Wahl haben, Entwicklungen zu ertragen anstatt sie verstehen und gestalten zu können oder sich an diejenigen zu halten, die Lösungen anbieten, die auf Problemen einer vordigitalen Zeit basieren.
Schule allein kann die Vermittlung digitaler Ethik und digitaler Bildung nicht leisten. Aber sie muss ein wichtiger Baustein im Prozess lebenslanger Bildung sein. Dabei reicht es nicht, die Digitalisierung in Schulen zum Gegenstand zu machen. Auch die Schriftkultur kann nicht gelernt werden, indem ich mir Buchstaben nur ansehe anstatt sie zu nutzen. Digitale Bildung und digitale Ethik müssen gelebt und kritisch ausgebildet werden, um sie zu nutzbaren Instrumenten im 21. Jahrhundert zu machen.
Das Wissen in einer (digitalen) Gesellschaft eine Rolle einnehmen und Prozesse mitgestalten zu können, ist ein Grundpfeiler für eine lebendige, demokratische Gemeinschaft. Im 21. Jahrhundert wird dies eine der wichtigsten Aufgaben digitaler Bildung und digitaler Ethik sein.
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