Als Lehrer aus Rheinland-Pfalz habe ich bereits zahlreiche iMedia Veranstaltungen besucht. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal auf der Didacta.
Meine Erwartungshaltung brachte ein Kollege, mit dem ich angereist war, auf den Punkt: ein „Disneyland für Lehrer“ hatten wir vor Augen. In der Tat gab es viele Eindrücke, Mitbringsel, Unterhaltung und sogar lustwandelnde Maskottchen.
Aber im Ernst: Die Didacta war für mich als Neuling dieser Messe spannend, da es sich zum Teil anfühlte, wie durch einen Katalog für Schulbedarf zu wandern und man selten so viel davon gebündelt sieht.
Insofern sind die vielen Eindrücke eine Quelle der Inspiration. Zugleich hat mich der Besuch nachdenklich gemacht: Die Vielzahl der großen und kleinen Anbieter digitaler Geräte und Inhalte zeigen die unglaubliche Breite des Angebots. Selbst kleinere Plattformen bieten bei Kauf tausende von Lernvideos, Grafiken, Texte und vielem mehr. Die großen Spieler auf dem Markt bieten eine Art Rund-um-sorglos-Paket aus digitalen Lehrbüchern und weitreichender Materialfülle.
Schulen, die sich bereits auf den Weg der Digitalisierung gemacht haben und einige Jahre Erfahrung mitbringen, werden vielleicht nicht viel Neues entdeckt haben, wenn es um technische Fragen geht. Sie werden die Gelegenheit nutzen Netzwerke zu knüpfen, Vorträge zu hören und Ideen aufzuschnappen. Lehrerinnen und Lehrer, die am Anfang dieses Weges stehen, werden zahlreiche technische Anregungen erhalten haben, die es nun einzuordnen gilt.
Eine zentrale Frage, die sich mir stellte war gar nicht so sehr diejenige nach der Vielfältigkeit der Angebote, sondern nach den Besuchern. Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer besuchen jedes Jahr die Didacta und andere Bildungsmessen sowie Fortbildungen, die den Weg der Digitalisierung der Lehre unterstützen. Jedoch habe ich den Eindruck, dass es sich hierbei um den nur langsam wachsenden Kern derer handelt, die sich gern und leidenschaftlich mit dem Thema befassen. Sie sind es, die in jedem Jahr wiederkommen und zusätzlich Fortbildungen besuchen, usw.
Die Aufgabe lautet daher nicht länger, wie man Lehrerinnen und Lehrer für die Digitalisierung begeistern kann, sondern wie man möglichst viele Kolleginnen und Kollegen mitnehmen kann. Dabei ist es gar nicht das Ziel, dass alle Lehrer ihren Unterricht von heute auf morgen umstellen – das ist nicht realistisch. Wichtig ist, allen die Möglichkeiten und Chancen aufzuzeigen und aus der persönlichen und fachlich fundierten Kenntnis heraus über Risiken und Gefahren informieren zu können. Diejenigen, die ernsthaft an der Neugestaltung von Bildung interessiert sind, sollten zukünftig noch mehr darüber nachdenken, wie man Schulen und Kollegen mitnehmen kann, die sich noch gar nicht auf den Weg gemacht haben, weil sie es nicht wollen oder können.
Ansonsten droht der modernen Bildung eine Spaltung: Auf der einen Seite Schulen, die im wesentlichen funktionieren wie vor fünfzig Jahren, auf der anderen Seite Schulen, die neue Technik in den Unterricht einbinden. Der Unterschied vergrößert sich dabei von Jahr zu Jahr und von Messe zu Messe und ist schon heute so groß, dass es Jahre dauern wird, um die Unterschiede in der Breite auszugleichen.
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