Von Gießkannen und Differenzierung

Der Digitalpakt steht offenbar kurz vor seiner Umsetzung. Nach der Änderung des Grundgesetzes soll es dem Bund möglich sein, 5 Milliarden Euro bzw. 25000 Euro pro Schule in die Digitalisierung zu investieren. 

 

Ob dieses Programm erfolgreich sein kann, wird aus meiner Sicht maßgeblich davon abhängen, wie genau die Bedingungen aussehen nach denen sich die Auszahlung richten wird. Wie frei werden die einzelnen Schulen bei der Verwendung der Gelder sein?

 

Diese Frage ist zentral, da sich in der Ausgestaltung in den einzelnen Schulen entscheidet, ob aus der Digitalisierung eine Umgestaltung der Schullandschaft und eine Erneuerung des Lehrens und Lernens entwickelt oder eine Welle teurer Technikleichen in die Klassenzimmer gespült wird.

 

Im Klassenzimmer und im Unterricht kann sich nur dauerhaft etwas verändern, wenn diejenigen, die den Wandel herbeiführen – also Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler – diesen Wandel leben. Neue Technik ist ein gutes Mittel, um bestehende Wünsche, die es vielerorts gibt, zu realisieren. Dies würde aber nicht rechtfertigen, Geld im Gießkannenprinzip mit strengen Vorgaben auszuschütten. 

 

Schulen und Schulgemeinschaften sind dafür zu verschieden. Während die einen mit bestehenden Konzepten auf finanzielle Unterstützung warten benötigen andere konzeptionelle Hilfe und wieder andere sind vom Sinn des Unterfangens kein Stück weit überzeugt. Während in der einen Schule 25000 Euro die Initialzündung zu einem gelungenen Medienkonzept darstellen kann, ist es in einer anderen Schule ohne Infrastruktur nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Im ungünstigsten Fall aber trifft das Geld auf Schulen, in denen es aufgrund der Gegebenheiten keinerlei Effekte haben kann und im zwangsläufigen Scheitern alte Ressentiments bestätigen wird. 

 

Digitalisierung als fundamentaler Wandel der Bildungslandschaft kann nur gelingen, wenn die Eigenschaften in den Blick genommen werden, welche die digitale Welt auszeichnen. Anstatt fließbandartige gleiche Massenprodukte zu generieren – oder so zu tun, als seien Schulen genau das – lassen sich vernetzte Strukturen nutzen, um den Einzelnen – bzw. die einzelne Schule – in den Blick zu nehmen. Jedes schulische Umfeld wird unter Berücksichtigung der Erfahrungen zahlreicher seit Jahren existenter Leuchtturmschulen, eigene Wege finden müssen, um mit den eigenen räumlichen und personellen Voraussetzungen individuelle Ziele für die nächste Zeit in den Blick nehmen zu können.

 

Die Frage wird also nicht lauten, ob Laptops oder Tablets dieser oder jener Marke angeschafft werden. Die Frage muss vielmehr lauten: Wie können Schulgemeinschaften dazu motiviert werden, Digitalisierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifend gemeinsame Veränderungen anzustoßen, die nachhaltigen Wandel unter den Bedingungen der Digitalität ermöglichen?

 

Die Antworten werden dabei vielfältig ausfallen und je nach Schule zu ganz unterschiedlichen Ergebnisse führen. Sie werden aber sicher nicht in der Art zu beantworten sein, dass alle Schulen diese Ziele mit der gleichen Geldsumme realisieren können.


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