Praktikanten und (am Beginn ihrer Ausbildung auch) Referendare kämpfen häufig mit der Planung und Erstellung von Einzelstunde. Das „Überleben“ im Klassenzimmer kostet Kraft, Zeit und richtet sich zu oft „nur“ auf die Aufgaben, die direkt bevorstehen. Dabei wird für die Vorbereitung der ersten eigenen Stunde häufig (und absolut zurecht) ein vielfaches der Zeit aufgewendet, welche die Stunde an sich umfasst. Dass ein dauerhaftes Arbeiten mit einem vollen Stundendeputat so nicht möglich ist, wissen alle Beteiligten bereits nach wenigen Tagen.
Die gute Nachricht: Wie bei allen Dingen im Leben kommt auch bei der Unterrichtsplanung das Tempo mit der Erfahrung. Ein weiterer Faktor, der die Arbeit erleichtern und die Organisation des Schuljahres erheblich entspannen kann ist die planvolle und langfristige Organisation.
Für Lehrer ist es im alltäglichen Geschäft des Unterrichtens unerlässlich, das Schuljahr bzw. den in einer Klasse zu vermittelnden Stoff in „verdaubare“ Häppchen einzuteilen. Neben den bereits erwähnten Organisatorischen Aspekten ist ein inhaltlich sinnvoller Unterricht, der sich ohne den Blick auf das große Ganze zu richten, nur von Stunde zu Stunde hangelt, pädagogisch und fachlich kaum möglich.
Dreh- und Angelpunkt der Planung mehrerer Stunden ist dabei die grundsätzliche Frage: Wo will ich mit den Schülern fachlich/inhaltlich und methodisch hin? Was sollen sie am Ende der Reihe wissen und können (was sie vorher noch nicht wussten und kannten)? Meist werden diese Fragen durch Lehrpläne und schulische Rahmenpläne beantwortet und vorgegeben.
Allgemeine Vorgaben müssen nun durch speziellere Fragen, das Herauspicken von Teilaspekten, durch das Einbeziehen von Schülerinteressen reduziert werden. Was bedeutet das? Im Studium kann man ein ganzes Semester über Kants Kategorischen Imperativ oder Humboldts Vorstellung eines gerechten Staates nachdenken (und sollte das auch), in der Schule muss das aber so weit heruntergebrochen werden, dass man nur noch kleine Teilaspekte besprechen kann, die gemeinsam mit anderen Fragen einem roten Faden folgen sollten.
Ist dieses Thema entwickelt und der Boden bereitet kann das große Reihenthema in mehrere kleine Sequenzen zerlegt werden. „Was müssen Schüler wissen und können, um das Reihenziel erreichen zu können?“ – lautet hierbei die Frage. In dieser Grobplanung (Reihe und Sequenz) gibt der Lehrplan eine Orientierung, hier liegt aber auch die Freiheit des Lehrers – insbesondere im Philosophie- und Ethikunterricht – der eine große Freiheit nutzen sollte, um seine Schüler mitzunehmen, zu begeistern und neugierig zu machen.
Erst aus den Sequenzen leiten sich dann einzelne Unterrichtsstunden ab, die nun, ähnlich wie die Abschnitte einer Einzelstunde, organisch ineinandergreifen und aufeinander aufbauend ein Gesamtbild ergeben.
In der Planung der Reihe sollte man (wie bei der Einzelstunde) immer vom Ziel her denken und die großen Zusammenhänge im Blick behalten. Daher am Ende noch einige Ratschläge:
- es kann eine große Hilfe sein, eine Tabelle zu erstellen, in der alle Stunde aufgelistet sind, die im Schuljahr/Halbjahr zur Verfügung stehen
- hier werden Stunden abgezogen, die im Schulterminplan bereits blockiert sind: Ausflüge, Kursfahrten, Konferenzen, Studientage…
- auch individuelle Termine wie Fortbildungen werden gestrichen
- die Kurs- und Klassenarbeiten werden so schnell wie möglich eingetragen und in sinnvollem Abstand Stunden für weitere Tests geblockt
- in den übrigen Stunden (und das sind meist nicht mehr viele) kann Unterricht stattfinden, dabei sollte man stets einplanen, dass einige Stunden auch ungeplant ausfallen: Krankheiten oder Termine, die spontan dazwischengrätschen gibt es immer wieder
Auch bei der inhaltlichen Planung des Materialeinsatzes (Quellen, Texte, Bilder, etc.) sollte man folgende Punkte bedenken:
- schon in der Planungsphase sollte eine Reserve bzw. ein Materialstock eingeplant werden, welcher in diesem Schuljahr oder im Abitur noch benötigt wird
- in der Oberstufe werden zusätzliche Materialien benötigt für Kursarbeiten, potentielle Nachschriften sowie für schriftliche oder mündliche Abiturprüfungen
In den nächsten Wochen soll dieses allgemeine Korsett mit Leben gefüllt und anhand einzelner konkreter Beispiele weiter ausgebaut werden.
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