Von Zeit zu Zeit mache ich in Vertretungsstunden in den Klassen 5 und 6 eine kleine, nicht-repräsentative Umfrage mit den Schülerinnen und Schülern:
„Wer von euch hat ein Smartphone?“
Alle Hände gehen nach oben. Insofern kann ich die Studienergebnisse aus erster Hand bestätigen, die besagen, dass statistisch gesehen fast alle Kinder an weiterführenden Schulen ein Smartphone besitzen. Es geht in diesen Jahrgängen nicht mehr darum, ob die Kinder einen Zugang zum Internet haben, sondern über welche und wie viele Kanäle: Smartphone, Tablet, PC, Konsole, Fernseher, etc. Viele Wege führen ins Netz.
Daher schließt sich Immer die zweite Frage an:
„Wer kann mit seinem Smartphone alle Internetseiten besuchen?“
Wieder gehen alle Hände nach oben.
An dieser Stelle bin ich gegenüber meiner Befragung selbst skeptisch. Häufig können Kinder die Grenzen, die ihnen technisch auferlegt wurden noch nicht fassen. Aber in vielen Gesprächen bestätigen Schüler, Bekannte und Verwandte dieses Bild: Zu selten werden die Geräte der Kinder auch kindersicher gemacht.
Ich wähle in Gesprächen zu diesem Thema häufig das Bild des Straßenverkehrs. Fahrende Autos, LKWs etc. sind per se weder gut noch schlecht. Sie helfen uns unser Leben zu organisieren, unsere Kühlschränke zu füllen und mobil zu sein – der Verkehr kann aber auch eine große Gefahr darstellen.
Um unseren Kindern zu ermöglichen die Vorteile des Straßenverkehrs nutzen zu können und sie gleichzeitig bestmöglich vor seinen Gefahren zu schützen, nehmen wir als Eltern, Schule und Gesellschaft einiges auf uns.
Wir führen unsere Kinder Schritt für Schritt an den Verkehr heran. Wir reden darüber und nähern uns langsam an: Zuerst zu Fuß, dann im Schutz elterlicher Fahrzeuge und erst wenn es die Fähigkeiten des Kindes erlauben lassen wir sie selbst am Straßenverkehr teilnehmen. Zunächst mit langsamen Fahrzeugen wie Laufrädern und nach und nach mit schnelleren Fahrzeugen wie Fahrrädern. Dabei schützen wir sie nach Kräften: Gurte, Helme, Sitze, Sicherheitslabels hier und TÜV-Plaketten dort.
Auch der Staat trägt seinen Teil bei: Verkehrserziehung ist ein wichtiger Teil des Grundschullehrplans. Dazu kommt die Pflicht einen Führerschein machen zu müssen, um seine Kompetenz unter Beweis zu stellen, mit einem eigenen Fahrzeug Verantwortung zu tragen.
Obwohl die Parallelen zum Umgang mit Smartphones bzw. dem Internet anklingen, will ich nicht darauf hinaus beides gleichzusetzen. Ich halte es allerdings für absolut wichtig, ein gleiches Empfinden zu entwickeln: Ein Kind ohne Heranführung und Erziehung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit einem Smartphone oder Tablet komplett allein zu lassen ist – um im Bild zu bleiben – in etwa so, als würde man einem Kind einen Autoschlüssel in die Hand drücken und ihm sagen: „Das ist ein Automatik, das kriegst du schon hin.“
Eltern, Schule und die Gesellschaft teilen sich den Erziehungsauftrag für die nächste Generation. So wie wir auf die Herausforderungen der auto-mobilen Entwicklung mit einem erzieherischen Auftrag reagiert haben, sollten wir auch auf die Herausforderungen der technologischen Mobilität mit einem entsprechenden erzieherischen Auftrag reagieren, der in der Schule, zu Hause und in der Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit werden sollte.
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